Ein IT-Fehler aus dem Jahr 2005 führte dazu, dass in Baden-Württemberg über 1.400 Lehrerstellen zwei Jahrzehnte lang als „besetzt“ galten – obwohl sie unbesetzt waren. Niemand kontrollierte, niemand bemerkte es. Die Folge: Ein Schulskandal mit Ansage. Was war da los? Und was lernen wir daraus – hoffentlich?
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2004 ging bei den Millennials unter uns ein Club „viral“, wie die Kids heute sagen würden. Hauptaussage von J-Kwons Tipsy war: Hier haben eh alle leicht einen sitzen. Was das mit Baden-Württemberg zu tun hat? Dort gibt es ein Personal- und Stellenprogramm namens „Dipsy“. In diesem System hat ein IT-Fehler von 2005 … (!!!) dazu geführt, dass über 1.400 Lehrerstellen mehr als 20 Jahre lang unbesetzt blieben – obwohl das Geld im Haushalt eingeplant war¹.
Erst ein Software-Update im Sommer 2025 brachte ans Licht, dass das System diese Stellen fälschlicherweise als besetzt führte². Kultusministerin Theresa Schopper zeigte sich „schockiert und erschrocken“ und kündigte eine schnelle Aufarbeitung an¹. Ich habe seitdem einen Tipsy-Ohrwurm und frage mich, ob die IT eigentlich auch mal bei sich selbst ein Ticket aufgibt.
Ein bekanntes Fußball-Meme wäre hier passend: „Ja juut, woran hat et jelegen?“ Für alle, die an Verschwörungen glauben, sei Hanlon’s Razor empfohlen: Schreib nicht der Böswilligkeit zu, was durch Inkompetenz hinreichend erklärbar ist.
Beim Systemwechsel 2005 entstand ein Programmierfehler. Gleichzeitig fehlten Kontrollmechanismen, die einen Abgleich zwischen besetzten Stellen und Haushaltsmitteln ermöglicht hätten¹. Heißt: Niemand prüfte systematisch, ob das Geld für Lehrkräfte auch wirklich für Lehrkräfte ausgegeben wurde. Und das – wohlgemerkt – 20 Jahre lang.
Aber wehe, ich vergesse in meiner Steuererklärung eine Büroklammer anzugeben.
Im Finanzministerium fiel jedenfalls auch nichts auf. Jährlich etwa 120 Millionen Euro an eingeplanten Personalkosten wurden nicht abgerufen¹. Die Regierung betont, es sei kein finanzieller Schaden entstanden, da das Geld nicht ausgezahlt wurde. Mag sein. Aber es gibt auch andere Schäden als finanzielle.
Gewerkschaften und Verbände fordern nun, dass die nicht abgerufenen Mittel vollständig in Bildung investiert werden – und dass die Stellen sofort nachbesetzt werden¹². Besonders betroffen: SBBZ, Grundschulen und die Vertretungsreserve².
Die Opposition spricht von einem „unglaublichen Skandal“ und verlangt Aufklärung, Transparenz und eine Sondersitzung¹.
„Ja, ist dumm gelaufen. Fehler passieren. Wir sollten aber die Chance nutzen und uns als Land in Fehlerkultur üben. Bitte nicht wieder 1.000 neue Kontrollmechanismen einführen – statt noch 394.857 neue Ampeln aufzustellen, lieber einmal einen Kreisverkehr erdenken. Alles andere kostet auch nur Geld und ist genauso fehleranfällig.“
Experten fordern:
Vor allem fordern das die Experten, die passende Angebote verkaufen. Ist ja legitim. Aber ganz ehrlich: Machen wir aus dem Elefanten kein Raumschiff.
Lernen: ja.
Aber alles noch strenger kontrollieren?
Vielleicht diesmal nicht.
Was in Baden-Württemberg passiert ist, ist kein Bug. Es ist ein Symptom.
Wer Digitalisierung mit Excel-Tabellen, Silodenken und fehlender Kontrolle angeht, baut keine digitale Verwaltung – sondern ein Kartenhaus. Und das kippt irgendwann.
Es ist auch ein Moment, um zu reflektieren: Muss jeder Fehler zu mehr Regeln führen? Oder wäre es Zeit für bessere Grundprinzipien?
¹ https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/lehrerstellen-unbesetzt-wegen-computer-problemen-100.html
² https://www.zdfheute.de/panorama/it-panne-baden-wuerttemberg-lehrerstellen-100.html
³ https://www.socialeurope.eu/germanys-governance-crisis-why-state-reform-cant-wait